Was ist das? Von dieser Seite kannst Du Bookmark Dienste nutzen, um Interview mit einer Schlagzeile als Lesezeichen bei den Diensten online zu sichern und zu bewerten, oder das E-mail Formular zum Senden des Links via Email nutzen.

Weitersagen

Email

Email es
Februar 07, 2007

Interview mit einer Schlagzeile

Geposted in: Interview der Woche

Nach ungezählten Absagen und Verschiebungen seitens verschiedenster Redaktionen, ist es leonope nun endlich gelungen, das lange vorbereitete Interview mit einer Schlagzeile führen zu können. Lesen Sie hier die bewegenden Aussagen einer Gattung, die definitiv vom Aussterben bedroht ist:

leonope: Wie lebt es sich heute als Schlagzeile?

Schlagzeile: Nun, es war schon mal einfacher.

leonope: Wie meinen Sie das?

Schlagzeile: Ach wissen Sie, früher, da war es noch relativ einfach Menschen auf sich aufmerksam zu machen. Aber heute? Es gibt einfach zu viele von unserer Sorte.

leonope: Wie muss ich das verstehen?

Schlagzeile: Früher war eine Schlagzeile noch ziemlich einfach gestrickt. Times oder Frakturschrift, 24 bis 36 Punkt und auf fett gestellt. Das waren die Attribute und als Aufputz hatten wir einfach ein Rufzeichen hinten dran. Es war einfach und man wurde gesehen und vernommen. Aber heute? Es gibt tausende Schlagzeilen, jeden Tag und man hat das Gefühl, nicht mehr richtig beachtet zu werden.

leonope: Woran liegt das?

Schlagzeile: Nun, sehen Sie sich doch nur um. Tausend verschiedene Schriftarten und Grössen, unzählige Farben und dann erst die ganzen Animationen. Das ist kein Honiglecken mehr, in diesem Haifischbecken zu überleben. Grösser, fetter und lauter ist die Devise und die eigentliche Message (früher hie das noch elegant Werbe-Botschaft) geht schon fast unter.

leonope: Ist das nicht aber auch ein Teil des Gesch fts geworden?

Schlagzeile: Aber natürlich. Leider Gottes setzen sich aber heute immer mehr Schlagzeilen durch, die in keinster Weise den Namen Schlagzeile tragen dürften. Das ist ja das Traurige. Die richtige, ehrliche Schlagzeile ist im Aussterben begriffen.

leonope: Sehen Sie das nicht etwas zu dramatisch?

Schlagzeile: Wieso? Schauen Sie doch nur in die täglichen Zeitungen rein. Was lesen Sie dort noch für echte Schlagzeilen? Sie lesen Feststellungen wie „Geiz ist geil“ oder „Paris ohne Höschen“ oder „Bohlen auf der Flucht“ oder so ähnlich. Wo finden Sie noch Ankündigungen wie zum Beispiel „Sunnil – damit Mutti es leichter hat“ oder „Auch der Kanzler schwört auf Asbach Uralt“. Wo sind diese zugegebenermaen einfachen aber auch ehrlichen Ank ndigungen geblieben?

leonope: Könnte es sein, dass Sie sich da nur wo reinsteigern weil Sie nicht damit fertig werden, von grenzenloser Dummheit umzingelt zu sein?

Schlagzeile: Aber natürlich. Man mu sich ja noch f r etwas engagieren. Es ist doch heute so, da man nicht mehr klar unterscheiden kann, was nun noch Schlagzeile und was bereits ein Slogan ist. Fr her konnte man das noch klar trennen, heute ist das leider nicht mehr so einfach.

leonope: Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?

Schlagzeile: Ich denke ich werde irgendwann einfach verschwinden. Ich werde mir einen Subhead zulegen, mich in einen Videostream verwandeln und die Leute einfach nur mehr als Bannerbutton verarschen.

leonope: Das hört sich aufregend an und wir werden diese Entwicklung gerne weiter verfolgen. Danke für das Gespräch.

Schlagzeile: Ich danke auch. Und jetzt muss ich wieder an die Arbeit. OTTO 4 PRESIDENT!


Zurück zu: Interview mit einer Schlagzeile