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Januar 20, 2008

Die Galle kommt mir hoch

Geposted in: Randbemerkung

„Ist die Kuh hin, kann das Kalb auch hin sein“, heisst es in einem Sprichwort. Nachdem mein Tag heute sowieso schon bescheiden genug ist, muss ich dann auch noch einen Artikel lesen der mir die Galle platzen lässt. Nicht genug, dass es offensichtlich wirklich keine Zivilcourage mehr gibt, sorgte auch die Art wie der Artikel geschrieben ist für meinen Unmut. Am Ende ist es ein Paradebeispiel für Berichterstattung die die Masse braucht und wie geschickt mit eingestreuten Phrasen und Daten „gearbeitet“ wird.

Hier die Auszüge aus dem Brechartikel. Man achte auf die Wortwahl:

Wie gelähmt beobachteten ein paar Taxifahrer, wie ein 18-Jähriger heute morgen um 5:30 Uhr auf dem Marktplatz der Kleinstadt im Landkreis Mansfeld-Südharz wie von Sinnen auf eine 54 Jahre alte Frau einprügelte. „Sie alarmierten sofort die Polizei und einen Rettungswagen“.

Na Gott sei Dank waren die paar Taxifahrer nicht so stark gelähmt, dass sie glücklicherweise noch die Polizei rufen konnten: Wie feige müssen oder können ein paar Taxifahrer auf einem Haufen wohl sein, um nicht gegen einen offensichtlich betrunkenen und unbewaffneten 18-jährigen einschreiten zu können? Ein Armutszeugnis menschlicher Zivilcourage.

Auf die Frage nach dem möglichen Motiv konnte man noch keine Antwort geben.

„Bisher deutet nichts auf einen politischen Hintergrund hin“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums von Sachsen-Anhalt…

Ist ja wirklich beruhigend zu hören, dass nichts auf ein politisches Motiv hindeutet. Das hilft dem Opfer sicher.

Ich frage mich jedoch, warum hinter jeder Straftat heute erstmal gefragt wird ob ein politisches Motiv dahintersteht? Könnte es damit zusammenhängen, dass die Politik einfach „ausser Kontrolle“ und nicht mehr in der Lage ist, ihre Bürger zu hören und zu verstehen? Wie auch immer: Gott sei dank deutet nichts darauf hin. Sind wir foh, dass das Innenministerium beruhigt.

Natürlich muss auch eine Obduktion gemacht werden um sicher zu gehen, dass die Frau nicht an einer Überdosis Schlaftabletten, sondern an einem eingetretenen Schädel gestorben ist. Oder an einem gebrochenen Brustbein, das sich in die Lunge gebohrt hat.

Noch heute soll die Leiche obduziert werden, morgen werde das Ergebnis vorliegen. Die Ermittler erhoffen sich daraus weitere Aufschlüsse zur Todesursache.

Man will natürlich auf jeden Fall sicher gehen, dass man die richtige Todesursache festgestellt hat und keinen Fehler bei der Diagnose gemacht hat, obwohl ja bereits geschrieben wurde

„Obwohl wir sehr zügig vor Ort waren, starb die Frau auf dem Weg ins Krankenhaus an ihren schweren Kopfverletzungen.“

Ebenso soll dabei herausgefunden werden ob erst der vierte Tritt in den Schädel letal war oder sie bereits nach dem ersten Kick in die Brust tot war. Hat sicher Auswirkungen auf das Strafausmass, nehme ich mal an.

Dass diese barbarische Tat in Hettstedt, das für seinen Kupferabbau bekannt ist begangen wurde, ist natürlich ein wesentlicher Punkt in diesem Artikel. Auch das Faktum, dass die Stadt eine 20%ige Arbeitslosigkeit hat.

Hettstedt, das 40 Kilometer von Halle entfernt liegt, ist bekannt für seinen Kupferbergbau.

Denn mit knapp 20 Prozent hat der Landkreis Mansfeld-Südharz die höchste Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt.

Vielleicht hatte ja der gute Junge einfach nur seinen Job verloren und war frustriert deswegen. Allein gelassen von der bösen Politik und allen Freunden. Als er dann endgültig sternhagelvoll war überkam es ihn halt und er liess seiner Wut freien Lauf. Muss man doch verstehen. In so einer Stadt.

Als krönenden Abschluss des ganzen Artikels darf man dann noch die Erleichterung des Bürgermeisters förmlich „spüren“, wie froh er ist, dass es Gott sei Dank keinen politischen Hintergrund für diese Tat gibt.

Ein bisschen Erleichterung klang jedoch mit, als er erfuhr, dass der Vorfall keinen politischen Hintergrund haben soll. „Hettstedt ist sonst wirklich ein friedlicher Ort.“

Das wäre ja noch schlimmer. Wo wir uns doch sonst alle so lieb haben. In Hettstadt. Oder Stett. In der Redaktion weiss man nämlich nicht einmal ob es jetzt Hettstedt oder Hettstadt heisst. Das lässt hoffen.

Journalismus vom Feinsten. Mir kommt echt das Kotzen bei solchen Artikeln.

Alle Zitate sind aus diesem Artikel.


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