Leonope am Rande bemerkt

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Wie es ein Land schafft trotzdem im Dunkeln zu tappen, obwohl alle Lichter aufgedreht sind

leonope am 10. Juni 2008 · 17 Kommentare

Wien ist anders! Definitiv! Und jetzt haben wir ja auch noch die EM in der Stadt. Schlimmer geht es wirklich nicht mehr. Was in jeder anderen Stadt der Welt als Riesenchance und mit offenen Armen angenommen würde, erweist sich im Land der Neider, Nörgler und Verhinderer wieder einmal als typisch österreichische Operette. Dieses Land hat es einfach nicht drauf.

Die altehrwürdige Wiener Innenstadt, welche in internationalen Medien als die schönste Fanzone der Welt bezeichnet wird, verkommt zu einer Jammermeile der Superlative. Standmieten von bis zu 40 000 Euro treiben Standbetreiber, die von der selbsternannten sozialsten Stadtführung aller Zeiten in irgendwelchen Seitengassen versteckt wurden in den vorhersehbaren Ruin weil es keine Zugänge zu ihnen gibt. Eine logistische Meisterleistung!

Besucher verweigern den Konsum eines von der UEFA protektionierten dänischen Bierkonzerns weil dieser so weltfremde Preise verlangt, dass jedem vernünftigen Menschen die Luft wegbleibt und noch weltfremdere Wiener, die sich aus ihren Löchern in den Vorstadtbezirken in die exklusive Innenstadt gewagt haben, stehen vor Fakten, die sie glauben lassen auf einem anderen Planeten angekommen zu sein.

Nun ist es ja nicht so, dass man nicht weiss, dass man bei solchen Grossevents abgezockt wird bis die Börse blutet. Das ist normal und sollte eigentlich jedermann bekannt sein. Ob es funktioniert ist dann halt eine andere Frage. Genau hier hat sich jedoch der international durchaus erfahrene dänische Biererzeuger wie es aussieht und im Grunde genommen auch vorhersehbar war, schwer verrechnet.

Hätte er nämlich seine Hausaufgaben gemacht, dann würde er wissen, dass der Wiener ein eigenes Volk ist. Spass und Geselligkeit stehen sicher im Vordergrund und der ewig grantelnde Wiener Bürger ist auch gerne bereit mal mehr zu bezahlen. Allerdings, und genau da beisst sich die Katze in den Schwanz: Nur für eigenes, ihm bekanntes. Was soviel bedeutet wie: Hätte Ottakringer oder Gösser den Bierausschank zu verantworten, dann würden die Wiener zwar fürchterlich jammern, aber saufen bis sie umfallen.

Nachdem aber ein Gebräu namens Carlsberg, welches übrigens wie Katzenpisse schmeckt, getrunken werden „muss“, und das noch dazu in einem Land, das für seine Bierkultur weltberühmt ist, und dem verwöhnten Gaumen hier 4 Euro 50 aus der Tasche zieht, ist das Desaster perfekt.

Der Wiener verweigert beinhart dieses Spülmittel zu kaufen und die armen Verlierer sind die Standbetreiber die über Einbussen von 90% der von der „Stadtführung“prognostizierten Umsätze klagen. So eine falsche Prognose abzugeben und damit ehrliche Gastronomiebetreiber in den Ruin zu jagen, da gehört schon eine gewisse Skrupellosigkeit und vor allem eine völlig fehlende wirtschaftliche Kompetenz und Weitsicht dazu. Aber woher sollen sie die auch haben. Sind es doch gerade die „Roten“, die dieses Land in eine Situation gebracht haben, die jeglicher sozialer und wirtschaftlicher Kompetenz entbehrt. Im Gegenteil. Keine andere Regierung der Zweiten Republik hat ihre Wähler mehr belogen, betrogen und abgezockt als jene, die gerade im Amt ist. Aber das ist ein anderes Thema 🙂

Nachdem die „Standler“ jetzt bereits lauthals mit einem Streik gedroht haben, haben die „Marketingexperten“ von Carlsberg nun „nachjustiert“ und angekündigt, den Fusel in der Zeit von 14 bis 17 Uhr um 1 Euro billiger zu verkaufen. Es wird den verwöhnten Biergaumen eines Österreichers trotztdem nicht versöhnen und er wird weiterhin verweigern, dieses Lulu-Gebräu zu trinken. Welch Glück, dass so viele „Ausländer“ in der Stadt sind die aus Ländern kommen, wo das Bier auch nicht viel besser ist und dieser Fusel somit nicht wirklich bewertet werden kann.

So kommen die Mannen von Carlsberg wahrscheinlich grade noch auf eine Kostendeckung. Die Millionen die sie an die UEFA überwiesen haben müssen schliesslich wieder reinkommen. Und in die Stadtkasse muss ja auch noch was fliessen.

Eine kleine Episode vom Rathausplatz, die zeigt, wie die Wiener Seele wirklich tickt, sei hier zum Besten gegeben:

Reporter: Ich sehe sie hier stehen mit einer Zigarette in der Hand und einer kleinen Fahne. Aber nichts zum Trinken. Warum?

Wiener: (im tiefsten Wiener Slang) Weu i kan Schuss hab und 4,50 fia a Kriagl (Krügerl=1/2 Liter Bier) zoi. Des is jo a Waunsinn sovü zu valaunga (verlangen). Lauta Vabrecha (Lauter Verbrecher) und Gsindl die nur mein Schüling (Schilling, die Währung die es seit hundert Jahren schon nicht mehr gibt im Land der Hämmer) haum woin (wollen).

Reporter: Was müsste es denn kosten, dass sie eines kaufen? Einen Euro weniger?

Wiener: Naaa, des is jo ollas vü z´teia (viel zu teuer). Zwa 50 bis 2 ochtzg (2,80) warad (wäre) a noamala Preis.

Reporter: Aber um 2,80 bekommen sie doch in ganz Wien kein Krügerl mehr zu kaufen. Das ist doch schon lange her.

Wiener: Owa naaa, bei mir daham kriag i des Kriagl no immer um 2,60.

Reporter: Und wo bitte ist das?

Wiener: Nau im Zehnten! (Dazu muss man wissen, dass der 10. Bezirk so ziemlich das Letzte ist wo man wohnen kann weil dort der ganze Russ von Wien konzentriert im Ghetto lebt und man sich bestenfalls im Cafe Susi, Doris oder Franzi trifft um über grosse Politik zu sprechen. Oder über Fussball).

Reporter: Na Sie sind aber hier im Ersten und es ist noch dazu EM. (Dazu muss man wissen, dass der 1. Bezirk der exklusivste und teuerste Bezirk von Wien ist wo sich die Hofratswitwen, die sich noch immer den Kaiser zurückwünschen, in ihren Altbauten junge Gigolos halten und ihre Pudel zur Maniküre bringen um sich danach am Graben über die ganzen Ausländer zu beschweren, die in der Stadt sind. Bei einem Glas Prosecco natürlich).

Wiener: Jo scho. Owa (aber) des is jo trotzdem Wien, oder? Warum sois im Ersten teira (teurer) sein? Nua weu de boa (paar) Büldschirm do aufgstöt (aufgestellt) san?

Reporter: Schon, ja. Was für ein scharfer Vergleich! Ich wünsche noch viel Spass beim Match.

Was wieder eindrucksvoll beweist, WIE dumm manche Leute wirklich sind. Speziell in Wien.

Ach ja, noch etwas. Die Experten der Stadt Wien überlegen jetzt eine „Happy Hour“ einzuführen um die Gäste, die, solange kein Spiel läuft, nicht anwesend weil sie unterwegs sind, doch noch in die „schönste Fanzone der Welt“ zu locken. Dann kostet das Bier, das bestenfalls am Hopfen vorbeigetragen wurde, nur 3,50. Dies soll einen Zustrom von mehreren tausenden Besuchern garantieren.

Na dann Prost! Bulgarien wird Europameister!

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bis jetzt 17 Antworten ↓

  • 1 Christian in Wien am 10. Juni 2008 um 19:50

    wahre worte, echt wahre worte 🙂

  • 2 Michael am 10. Juni 2008 um 20:09

    Typisch österreichisch. Da ist die EM im Land und man hat nichts besseres zu tun als sich über Nebensächlichkeiten wie das Bierangebot zu echauffieren. Bei den Temperaturen ist ein Glas Wasser ohnehin das sinnvollste Getränk. 😉

  • 3 madenwirt am 10. Juni 2008 um 21:11

    Wasser wäre sinnvoll, aber Fußball ist ohne Bier nicht zu ertragen. 😉
    Carlsberg ist sein Geld schon im normalen Handel nicht Wert, mir fällt momentan aber garkein Bier ein, für das ich bereit wäre 4.50€ zu bezahlen, sofern die Menge 0.5l und weniger beträgt.

  • 4 Judy am 10. Juni 2008 um 22:04

    Immer diese Markenbindung…war’s bei der WM in D-land nicht Budweiser (aus USA)? Ich mag ja amerikanisches – aber das Bier?? Auch so ein Gesöff *hüstel*…

  • 5 Gucky am 10. Juni 2008 um 22:17

    Ich meide solche Veranstaltungen immer und bei Fußball fällt es mir auch nicht schwer… 🙂
    Aber auch Innenstadtfeste und ähnliche Veranstaltungen, denn ich lasse mich auch nicht gerne abzocken. Ein bißchen teuerer… ist o. k. aber ein bißchen „Pampe“ aus dem Plastikbecher rechtfertigt meiner Meinung nach keinen hohen Preis !

  • 6 leonope am 10. Juni 2008 um 23:18

    @Christian…sag ich ja 🙂

    @Michael…na ja, ich versteh ja, dass man mit einem oder ein paar Bierchen fröhlicher ist. Dazu müsste das Bier allerdings trinkbar sein 🙂

    @madenwirt…geb ich dir recht. Fussball und Bier gehören irgendwie zusammen 🙂 Also ich zahl schon 4,50 für ein Bier. Da sitz ich aber im Irish Pub und hab ein Pint mit bestem, frisch gezapften Guinness vor mir stehen und ein Ambiente, das mir nicht die Haare zu Berge stehen lässt. Ausserdem weiss ich das ja im Voraus und brauch mich nicht zu wundern. Das Problem beim Bierverkauf in der Fanzone ist ja noch ein anderes. Abgesehen davon, dass dieses Gesöff nicht trinkbar ist, schenken die Wirte ja nur 0,3 l Bier ein und füllen den Rest mit Schaum auf. Was heisst, Du hast statt einem Krügel (0,5l) nur ein Seidel (0,3l) im Becher. Und das ist Beschiss noch dazu.

    @Judy…Budweiser selbst, das tschechische, ist ja ganz gut, aber das amerikanische Bier an sich, ist doch auch unter aller Sau 🙂 Das ist wie wenn ich versuche in Deutschland einen Kaffee zu bekommen. Mehr als eine braune Brühe die man bestenfalls rasch an den Bohnen vorbeigeschleust hat, ist da nicht zu erwarten. Das einzige amerikanische Bier das ich bis jetzt getrunken habe, welches mir auch geschmeckt hat, war das Old Milwaukee. Und das hab ich am Hartsfield Airport, Atlanta getrunken LOL

    @Gucky…kann ich gut verstehen. Ich tu das normalerweise auch weil ich Menschenaufläufe in solchen Dimensionen hasse. Wie Du richtig sagst, etwas teurer ist normal und legitim, aber offensichtliche Abzocke ist halt etwas zu harsch.

  • 7 Michael am 11. Juni 2008 um 14:36

    @leonope, eine tolle Sache, wenn man nach ein paar Bier „nur“ fröhlich wär, aber Alkohol ist nicht umsonst einer der Hauptauslöser für Gewaltdelikte. Würden die Fans maßvoll trinken, so bräuchten wir womöglich nur ein halb so großes Polizeiaufgebot. 😉

    Ich kenne übrigens keine bekannte Sportart, die so eng mit Alkohol verwurzelt ist wie der Fußball. Auch ist mir keine bekannt, bei der Gewaltexzesse von Fans so häufig sind.

  • 8 leonope am 11. Juni 2008 um 17:02

    @Michael…nun, man muss ja nicht alles immer NUR von dieser Warte aus sehen und Alkohol generell verteufeln. Das ist auch zu einfach. Die Mehrzahl der Leute sind auch wenn sie beschwipst sind oft noch leidiger als manch andere Zeitgenossen. Ohne das Thema schönreden zu wollen. Aber nur auf den Alkohol einhämmern ist sicher auch keine Lösung.

  • 9 Judy am 11. Juni 2008 um 21:50

    @Leonope: Meine Rede. Das US-Bier ist wirklich nur an ALLEM vorbeigetragen, was ein Bier ausmacht :mrgreen:
    Mir schmeckt das „Corona“ drüben am besten. Oder „Tequisa“. Wobei man letzteres irgendwie nicht mehr bekommt – und Corona ist ja eigentlich mexikanisch LOL…

    @Michael: Die Menge und auch die Art des Allohol machts. Ich kenne Leute, die nach eon paar Bier oder einem Glaserl Wein durchaus fröhlich sind – aber auch nur EIN „harter“ Alkohol, z.B. Whiskey, zu viel – und sie werden aggressiv…

  • 10 Michael am 11. Juni 2008 um 21:54

    @leonope, ich habe ja nichts an ein oder zwei Bier auszusetzen, aber was die Alkoholindustrie aus der Europameisterschaft macht, geht ja auf keine Kuhhaut. Eigentlich sollte sich bei der EM der Ball drehen, aber merkwürdigerweise dreht sich vieles nur um´s Bier. Nur zwei ganz aktuelle Beispiele von orf.at:
    Jeder Torschütze bekommt lebenslang gratis Bier, „Biermuffel“: „Nur“ jeder dritte Österreicher „genießt“ ein Bier während der TV-Übertragung. Der Autor bricht beim Verfassen dieses Artikels ja schon fast in Tränen aus wegen des unerwartet „niedrigen“ Alkoholkonsums. Man muss nur die Nachrichten derzeit kritisch verfolgen, es finden sich zuhauf solcher Beispiele.

    Man muss sich ernsthaft die Frage stellen, ob man sich derartige Marketingmaßnahmen bzw. einen solchen „alkoholfreundlichen Journalismus“ – und das ist noch weit untertrieben – bei schätzungsweise 340.000 Alkoholkranken und 730.000 Alkoholmissbrauchenden im kleinen Österreich wirklich leisten kann und will.

  • 11 leonope am 11. Juni 2008 um 22:22

    @Judy…Corona geht, ab und zu. Aber ohne die blöde Zitrone 🙂 Tequisa kenn ich gar nicht.

    @Michael…das mit dem lebenslangen Gratisbier hab ich gelesen. Sowas kommentier ich auch gar nicht weil es völlig verblödet ist und sicher die entsprechende „Vorbildwirkung“ hat. Der Rest ist Business das wir nicht aus der Welt schaffen werden weil es eben nur um die Kohle geht. Ist nun mal so und jeder muss sich selbst in der Hand haben. Wer´s nicht kann, fällt halt durch den Rost. Traurig, aber Realität. Zu diesem Punkt könnte ich noch zehn Artikel schreiben, hab aber ehrlich gesagt keine Lust dazu, weil es bedeuten würde Perlen vor sie Säue zu werfen 🙂

    Langsam würde es mich aber interessieren warum Du gerade beim Thema Alkohol immer so informiert und „aufklärend“ unterwegs bist?

  • 12 E.R. am 11. Juni 2008 um 23:10

    Tja, da ist wirklich einiges schiefgelaufen…

  • 13 leonope am 11. Juni 2008 um 23:26

    @E.R…herzlich willkommen! Einiges ist leicht untertrieben 🙂

  • 14 Michael am 12. Juni 2008 um 16:13

    @leonope, ich gebe Dir – wenn auch eingeschränkt – Recht. Aus der Welt zu schaffen ist es nicht und soll es nicht sein, aber wir können diverse (Werbe-)Maßnahmen regulieren. Z. B. sollte Alkoholwerbung in der Form nicht mehr zulässig sein, Werbeclips sind zu einem Großteil gerade auf junges – um nicht zu sagen jugendliches – Publikum zugeschnitten. Alkoholwerbung suggeriert immer einen fälschlicherweise positiven Effekt (betrunken besser beim anderen Geschlecht anzukommen bspw.) und verschweigt klarerweise alles negative. Die Präventionskampagnen und Aufklärungsmaßnahmen gehen da völlig unter, da ja auch bei weitem nicht das Geld dafür vorhanden ist.

    Anstatt feucht-fröhliche Partystimmung in irgendwelchen Wodka-Werbungen sollte man den Menschen vor den Bildschirmen den sozialen Abstieg begreiflich machen, die Not von Kindern alkoholkranker Eltern bildhaft darstellen, das Elend der zerbrochenen Familien vor Augen führen etc. Momentan ist die mediale Berieselung ja nun ziemlich einseitig und schönfärberisch. Der miserable Journalismus tut hier sein Übriges (Es wird kaum über aktuelle Studien berichtet, die dem Alkohol negative Auswirkungen – welcher Natur auch immer – bescheinigen; doch Studien über vermeintliche positive Effekte werden unkritisch publiziert). Überall da kann man ansetzen und die aggressiven Werbemaßnahmen der Alkoholindustrie regulieren und bei einer derart hohen Alkoholiker- bzw. Alkoholmissbraucherzahl sollte man sich das schon leisten. Die sozioökonomischen Kosten sind ja nicht unbeträchtlich.

    DIe Frage nach meinem Interesse für dieses Thema ist natürlich berechtigt. Der Grund ist, dass ich in meinem Leben schon zu viel negatives in Bezug auf den Alkohol erlebt habe. Ich sah, wie manche Freunde sich mit der Zeit veränderten und völlig abdrifteten in eine „Welt“, in der ich ihnen nicht folgen konnte und wollte. Es waren Menschen mit einem Ziel vor Augen unter ihnen, es waren welche dabei, die sich immer geschworen hatten, niemals Alkohol zu konsumieren, weil sie die Folgen aus der eigenen Umgebung kannten. Ich sehe in ihnen heute diese Zielstrebigkeit und diese löblichen Prinzipien nicht mehr, das einzige „Ziel“ ist es, freitag abends einen ordentlichen „sitzen“ zu haben. Im eigenen Bekanntenkreis starben Menschen qualvoll an Krankheiten, die dem jahrzehntelangen übermäßigen Alkoholkonsum zuzuschreiben sind. Man sollte annehmen, dass deren Familien und Freunde es nun besser wissen, doch diese trinken großteils wie eh und je. Und naja, wer die Auswirkungen des Alkoholkonsums hautnah miterleben möchte, der sollte sich am Wochenende in eine Notaufnahme setzen und das „muntere“ Treiben beobachten oder sich im Rettungsdienst beteiligen. Alkoholleichen, Platzwunden, Nasenbeinfrakturen durch Schlägereien, randalierende Besoffene, etc.pp. stellen keine Seltenheit dar.

    Mit diesem Wissen ist es schwer bis unmöglich, dem stetig zunehmenden (Jugend-)Alkoholismus untätig zuzusehen, zuzusehen, wie das Alkoholproblem bagatellisiert wird oder zuzusehen wie über alle Maßen unkritische, alkoholfreundliche Artikel in den Medien produziert werden. Wie gesagt – gegen ein, zwei Gläser Wein, Bier etc. zum Anstoßen auf die Fußballmeisterschaft, zum Feiern oder zum Essen mit Freunden ist nichts einzuwenden. Wogegen ich aber etwas einzuwenden habe, ist einerseits die Manipulation, die von der Alkohollobby bzw. den Medien ausgeht und darauf abzielt, die Menschen in die Irre laufen zu lassen, indem falsch positive Auswirkungen des Alkoholkonsums suggeriert und verbreitet werden – besonders fatal bei dieser Prävalenz. Andererseits ist der Umgang mit Alkohol in den Familien zu beanstanden. Bier zum Mittagessen, Bier zum Abendessen und Bier nach 20:15 vor dem TV-Gerät. Da kann ja aufgrund der besonderen Idolwirkung der Eltern nur ein Nachwuchs mit „besonderen Neigungen zum Alkohol“ produziert werden bzw. ist ein solcher Haushalt einfach eine Brutstätte für Alkoholiker. Trotz allem sollte man sich darüber bewusst sein, dass der Alkohol schlichtweg eine Droge – wenn auch eine gesellschaftlich akzeptierte, was aber nichts über die Gefährlichkeit aussagt – ist und entsprechend behandelt werden muss.

  • 15 leonope am 12. Juni 2008 um 18:04

    @Michael…kann dem gut folgen und auch inhaltlich sicher zustimmen. Da ist schon viel Wahres dran.

  • 16 Judy am 12. Juni 2008 um 21:00

    @Michael. Da ist sicher viel wahres dran. Kinder aus Alkoholikerfamilien sind gefährdet selber welche zu werden. Richtig. Nur sehe ich Deine Definition, wer ein Alkoholiker ist, etwas übertrieben streng. Sorry.
    Mit der Werbung hast Du allerdings Recht. Sollte genauso wie Zigarettenwerbung behandelt werden. Punkt.
    Und z.B. „Flatrateparties“ gehören schlicht verboten.
    Ich arbeite im Krankenhaus. Ich kenne die Folgen nur zu gut.

  • 17 Michael am 13. Juni 2008 um 08:21

    @Judy, ich meinte natürlich nicht, dass, wer sich zu jeder Mahlzeit ein Bier gönnt, Alkoholiker ist. Aber man ist bei einem solchen Konsum wahrscheinlich als „alkoholmissbrauchend“ bzw. als Risikotrinker einzustufen und für eventuell vorhandene Kinder ein nicht gerade gutes Vorbild. Nicht Alkoholiker zu sein ist außerdem kein Garant dafür, auch „gesund“ zu bleiben, denn organische Schäden treten – wie der Name schon sagt – natürlich auch bei Risikotrinkern auf. Wobei ich mit den Definitionen des „Risikotrinkers“ und der „Harmlosigkeitsgrenze“ ohnehin nicht ganz einverstanden bin.

    Flatratepartys, 1-€-Partys, etc. sind natürlich gerade für Jugendliche interessant, da sie in der Regel viel trinken möchten, das aber wegen des begrenzten Taschengeldes/Einkommens möglichst günstig. Das wär auch eine Sache, wo ich mich für entspr. gesetzliche Regelungen begeistern könnte (so sie noch nicht existieren und nur wieder einmal nicht exekutiert werden).

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