Leonope - Interview der Woche

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Interview mit einem Putzlappen

leonope am 25. Juli 2007 · keine Kommentare

Am Wochenende besuchte leonope ein Gasthaus am Rand von Wien und war entsetzt ob der Zustände im Hinterhof. Da die Toiletten draussen lagen, war leonope gezwungen, sich durch diesen Hof ins Freie zu begeben. Dabei stand ein übel riechender Eimer mit einem noch mehr stinkenden Putzlappen in einer Ecke. leonope nutze diese Gelegenheit und interviewte unter starker Atemnot den Putzlappen.

leonope: Um Gottes Willen! Was stinkt denn hier so? Sind Sie das?

Putzlappen: Sehen Sie noch jemand hier?

leonope: Nein. Was ist denn mit Ihnen passiert? Das stinkt ja erbärmlich.

Putzlappen: Wem sagen Sie das? Wenn man mit Ihnen die Kotze eines Hundes aufgewischt hätte würden Sie auch nicht grade nach Chanel No.5 duften.

leonope: Das ist wahr. Machen Sie diesen Job denn hauptberuflich? Ich meine, das hält ja keiner aus.

Putzlappen: Was soll ich machen? Klar. Ist ja meine Aufgabe als Putzlappen immer den Dreck der anderen wegzumachen. Scheiss-Job sag ich Ihnen.

leonope: Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Wie oft kommen Sie denn so „dran“ pro Tag?

Putzlappen: Das hängt davon ab. Wenn nur der kleine Balg der Besitzer reinkommt und wieder mal durch seine Hosen pinkelt, dann geht das schon. Ist gerade noch erträglich. An den Geschmack habe ich mich ja schon gewöhnt. Aber wenn der Hund auch noch reinkommt und immer wieder in die Ecke scheisst ist das kein „Honiglecken“ mehr.

leonope: Unglaublich. Und dann lässt man Sie so einfach liegen und reinigt sie nicht mal?

Putzlappen: Sie! Ich bin gereinigt. Aber diesen Duft kriegen Sie einfach nicht mehr aus den Fasern raus. Da gibt es keine Hilfe mehr. Schlimmer ist das dreckige Wasser in das man mich dann immer wirft. Da „säuft“ sich alles nochmals so richtig rein.

leonope: Ich beneide Sie absolut nicht um Ihren Job. Das muss ja wohl das Schlimmste sein, was man durchmachen kann.

Putzlappen: Da können Sie wetten drauf. Am Schlimmsten ist es aber wenn dann der blöde Hund auch noch an Ihnen rum schnuppert und Sie als „Beute“ identifiziert, die „markiert“ gehört. Ist nicht lustig wenn er mich dann jedes Mal wieder anpisst.

leonope: Sie Ärmster. Ich würde Ihnen ja gerne aus dieser stinkenden Brühe helfen, aber dann müsste ich mich wahrscheinlich selbst übergeben. Tut mir leid, dass ich Sie so Ihrem Schicksal überlassen muss.

Putzlappen: Ach was. Ist schon OK. In einer Stunde kommt sowieso wieder die Türkin. Die wringt mich dreimal aus als wäre ich in reinstem Wasser gelegen, steckt mich über den langen Stiel den sie immer mit hat und schleift mich dann gnadenlos durch die Scheisse hier. Ich bin jedes Mal aufs Neue kurz davor ohnmächtig zu werden sag ich Ihnen.

leonope: Das glaube ich Ihnen sofort. Und der Türkin macht das nichts?

Putzlappen: Klar ist es ihr nicht angenehm. Als sie sich aber einmal erlaubte kurz zu meckern, war gleich der fette Sohn vom Wirt da und hat ihr die Leviten gelesen. Sie kann es ja auch aufschlecken wenn ihr meine Wenigkeit nicht ausreicht und so. Ein richtiges Arschloch dieser Sohn.

leonope: Das ist ja unerhört. Ich würde sofort kündigen wenn ich die wäre.

Putzlappen: Ich wünschte sie würde es tun. Aber was macht sie? Sie rächt sich an den Wirtsleuten indem sie mich einfach in dem ganzen versifften Wasser lässt und der ganze Gestank von Scheisse und Kotze sich in die Küche zieht. Blöd ist die nicht. Nur muss ich das Ganze leider büssen, wie Sie ja sehen.

leonope: Eine richtige Tragödie ist das. Unfassbar und grausam.

Putzlappen: Das ist es. Ich bin echt froh, wenn ich mal hier rauskomme aus dieser Pisslacke und wieder klares und sauberes, kaltes Wasser zu spüren bekomme. Könnten Sie nicht…?

leonope: Klar, das ist ja schrecklich. Ich werde Sie aber nicht anfassen. Nur den Gartenschlauch über Sie halten, ok?

Putzlappen: Das werde ich Ihnen nie vergessen. Lassen Sie es einfach rinnen bis der ganze verdammte Kübel übergeht. Das passt dann schon.

leonope: Verstehe. Ich hoffe es geht Ihnen danach etwas besser. Und ausserdem stinken Sie dann auch nicht mehr so erbärmlich.

Putzlappen: Der volle Genuss ist das! Ein absoluter Wahnsinn! Ich danke Ihnen von ganzem Herzen. Das kalte Wasser bringt meine Schlingen richtig in Wallungen.

leonope: Freut mich, dass ich Ihnen etwas Linderung verschaffen konnte.

Putzlappen: Sie sind unbezahlbar. Aber ich denke es ist besser Sie hauen jetzt ab, denn der fette Sohn kommt grade die Stiegen runter. Mit dem ist nicht zu Spassen.

leonope: Alles klar. Und viel Glück weiterhin. Lassen Sie sich nicht unterkriegen und verstinken Sie weiterhin schön brav die Küche. Ich mach mich lieber aus dem Staub hier.

Putzlappen: Worauf Sie Gift nehmen können. Ich werde die so lange anstinken bis sie sich alle selbst ankotzen. Dann hab ich mal meinen Spass. Und herzlichen Dank nochmal. War mir eine Freude mich mit Ihnen zu unterhalten.

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